American Capitalism: A History.

Für viele Ökonomen und auch Historiker ist der Begriff des „Kapitalismus“ seit Karl Marx oder Adam Smith eigentlich vollständig erklärt, manchmal werden auch noch John Maynard Keynes, Joseph Schumpeter und Friedrich August von Hayek ins Spiel gebracht. Das bedeutet dann demnach, dass Kapitalismus ein System ist, welches durch die eine oder andere Theorie erklärt werden kann. Entweder man versteht es, oder eben nicht. Entweder man liest den richtigen Autor oder man bleibt ein Ignorant. In dieser Sichtweise ist die Geschichte des Kapitalismus einfach die logische Konsequenz eines Naturgesetzes, wie wenn ein Apfel vom Baum fällt. Die Geschichte des Kapitalismus zu erforschen wäre also gleich relevant und spannend wie die Geschichte der Gravität zu erkunden.

In der Geschichtswissenschaft geht es aber nicht darum, universale Theorien zu beweisen, sondern die Veränderungen in einem Forschungsgegenstand über die Zeit hinweg aufzuzeigen. Es geht vielmehr darum, nicht (nur) die konsequente, lineare Entwicklung aufzuzeigen, sondern vielmehr auch die Nebenäste und -phänomene in ihrer Vielfältigkeit zu beleuchten. Das eigentliche Problem besteht nicht in der Formulierung einer allgemein verbindlichen Definition von Kapitalismus, sondern im Gegenteil, sich zu überlegen, weshalb es keine universelle Definition davon geben kann.

Da sich  die Vereinigten Staaten gerade aus der folgenreichsten finanziellen Krise seit der Grossen Depression zu erholen scheint, ist es nicht verwunderlich, dass man sich eiligst mit dem Kapitalismus-Begriff auseinandersetzt. Während mehr als zwei Generationen befassten sich nur wenige Historiker konsequent mit wirtschaftlichen Fragestellungen. Vertreter der Linken widmeten sich viel lieber mit Bewegungen, welche sich mit dem sozialen Wandel beschäftigten (Frauenbewegung, Gleichstellung, etc.). Die postmodernen Strömungen der 80er und 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts verdrängten traditionelle Themen der Wirtschafts-Geschichte mit quantitativen Themenstellungen. Wenn sich jemand mit Unternehmungs- oder Branchen-Geschichte, oder noch schlimmer, mit erfolgreichen Geschäftsleuten beschäftigte, machte er sich „intellektuell“ irgendwie verdächtig.

Ab den späten 90er-Jahren sah die Welt für junge Forscher aber ganz anders aus. Soziale Bewegungen hatten sich entweder durchgesetzt - oder sie verloren ihren Einfluss - und dies oft bereits vor Jahrzehnten. Radikale Reformen mitten in der nicht enden wollenden wirtschaftlichen Stagnation, hatten den Status von Fantasien. Noch wichtiger, der Amerikanische Kapitalismus hatte spätestens seit 1989 den Sowjetischen Kommunismus geschlagen. Das entweder/oder des Kalten Krieges war jetzt nicht mehr relevant. Für eine gute vertiefende Betrachtung empfehle ich den Artikel von Jennifer Schuessler, „In History Departments, it’s up with Capitalism“, in der New York Times vom 6. April 2013. (Link unten).

Auf exakt diesem Hintergrund bauten die Professoren Edward Baptist und Louis Hyman den von mir soeben abgeschlossenen MOOC „American Capitalism: A History“. Das Duo verstand es von Anfang an, mich mit ihren Ausführungen zu fesseln. Mit wenigen technischen Hilfsmitteln vermochten sie mich durch die Geschichte zu führen. Einerseits war dies eine willkommene „Repetition“ zu meinem bisherigen Kenntnissen der Amerikanischen Geschichte. Zudem war es spannend, die im vorherigen MOOC zur Geschichte der Amerikanischen Verfassung erlernten Grundlagen zu erweitern.

Die thematisch äusserst vielfältige Analyse von Baptist / Hyman dieses sehr empfehlenswerten MOOC’s habe ich in einem MindMap zur Verdeutlichung zusammengefasst (Link unten).

Besonders gefallen haben mir natürlich die wirtschafts-historische Tiefe und Differenziertheit der beiden Autoren. Wertvoll waren dabei für mich insbesondere die Betrachtungen zu Themen wie (in willkürlicher Reihenfolge): (De-)Kolonisation, Industrielle Revolution, Entwicklung, Sklaverei, Finanzierung, Detailhandel, Grossindustrie, Arbeiterbewegungen, Social Rights Movements, Management, usw. und deren Entwicklungen im Laufe der amerikanischen Geschichte. Mit hervorragenden Beispielen zeigen die beiden Professoren die vielfältigen Bedeutungen dieser Grundthemen auf. Vieles werde ich in meinen Unterricht in BWL/VWL einbauen können, mit den entsprechenden Beispielen aus der wirtschaftlichen Realität. Das vertiefende Buch mit vielen Original-Texten und Kommentaren ergänzt den MOOC optimal und ist ebenfalls für den Unterricht in der einen oder anderen Form einsetzbar.

 

Link zum NYT Artikel:

http://www.nytimes.com/2013/04/07/education/in-history-departments-its-up-with-capitalism.html?pagewanted=all&_r=0

 

Link zum MindMap:

http://www.mindmeister.com/454551921?t=3EanuBEnxp

 

 Link zur Notiz mit Lernzielen des MOOC:

https://www.evernote.com/l/AMVAkpJGWIRFGrwvvXbVCOjB17MsGQmqXEE

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Kommentare: 10
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